Die Geschichte von JUHMAIL

JUHMAIL war die erste Johanniter-Online-Community (1997-2019).

Die Anfänge

Anno 1997 waren auch die Johanniter erst nur sehr eingeschränkt im Web präsent: es gab einen kreativen Wildwuchs an Angeboten einzelner Standorte und Landesverbände, aber nur ein sehr mageres zentrales Angebot. Da entstand die Idee, es anderen Hilfsorganisationen nachzutun und eine bundesweite Mailingliste zum kollegialen Austausch und zur Vernetzung zu schaffen.

Gesagt, getan: unter der Adresse JUH%THochstein@mailings.gmx.net entstand am 06.11.19997 ein Mailverteiler bei dem ebenfalls erst in diesem Jahr gegründeten Mailanbieter GMX, der seinen Teilnehmern damals solche Verteilerlisten anbot - die allerdings von Hand gepflegt werden mussten. Auf Dauer war das freilich keine Lösung; daher folgte schon einen Monat später, am 07.12.1997, mit dem Wechsel zu einem Mailinglisten-Manager der erste Schritt zur Professionalisierung. Das war allerdings erst ein sehr kleiner Schritt; schließlich musste das Programm auf dem heimischen Rechner unter Windows 95/98 und ohne ständige Netzanbindung laufen, denn Online-Zeit war noch teuer.

SVList, auf das die Wahl damals fiel, musste regelmäßig von Hand gestartet werden, rief dann die eingegangenen E-Mails aus dem neu eingerichteten Postfach der Mailingliste bei GMX ab und verarbeitete sie weiter. Und es konnte die Mails nicht nur an alle Teilnehmer weiterverteilen, sondern auch bestimmte Schlüsselbegriffe im Betreff (Subject) der E-Mails auswerten und so An- und Abmeldungen selbständig verarbeiten und auch hinterlegte Textdateien auf Anforderung versenden; letzteres war der erste Schritt zum späteren Downloadbereich von JUHMAIL. Der Nachteil dieser Lösung war allerdings auch offensichtlich: eingehende E-Mails wurden nicht mehr in Echtzeit verteilt, sondern immer erst dann, wenn ich dazu kam, SVList zu starten. Das verzögerte die Kommunikation - je nach meinem Zeitbudget - doch stark, weil E-Mails nur ein paar Mal täglich versandt werden konnten.

Und so erfolgte dann ab dem 10.09.1998 die "richtige" Professionalisierung: der Betrieb der Mailingliste wurde seitdem über einen der (damals) großen Mailinglisten-Manager, nämlich Majordomo, abgewickelt, der bei meinem damaligen Provider rhein-neckar.de, einem Verein innerhalb des Individual Network, betrieben wurde. Als dieser Anbieter zur Jahrtausendwende seine Pforten schloss, wanderten meine damaligen privaten Webseiten und auch die Johanniter-Mailingliste weiter zu INKA, früher die Karlsruher Vertretung des Individual Network. Und da verblieb die Mailingliste bis zum Schluss.

Die Webseiten

Erstmals 1999 wurde die Mailingliste auch von Webseiten begleitet.

Dort gab es Anleitungen zur Bedienung, eine Möglichkeit zur Anmeldung und einen Mitgliederbereich mit einem Archiv der Mailingliste, Dateien zum Download, Kleinanzeigen und Termine - und es gab eine Linkliste von JUH-Standorten mit eigenen Webseiten.

Diese Webseiten landeten ebenfalls noch 1999 unter ihrer eigenen Domain - juhmail.de - und wurden 2000/2001 komplett überarbeitet und erweitert zur JUHMAIL-Community, in der die Mailingliste nur noch einen Teil (aber den wichtigsten Teil) darstellte. Dort war es jetzt möglich, sich mit seinem persönlichen Passwort von der Community und der Mailingliste an- und abzumelden, ein Profil mit persönlichen Daten anzulegen, eigene Dateien und Links zu ergänzen, beides zu bewerten, und mehr. Später kam noch eine in mühseliger Kleinarbeit im Web zusammengesuchte, (damals) vollständige Liste aller Standorte der Johanniter hinzu, verbunden mit der Möglichkeit, Post- und Mailadressen, Webseiten, Telefon und Telefax sowie die angebotenen Dienste und die jeweiligen Ansprechpartner, ebenfalls mit ihren Kontaktdaten, zu hinterlegen und auch durch den jeweiligen Verband selbst online zu pflegen, um die Kontaktaufnahme zu anderen Standorten zu erleichtern. Anmeldungen konnten durch den Betreiber per Klick überprüft und freigeschaltet werden, monatliche Status-E-Mails wurden automatisch versandt, die früher liebevoll von Hand gepflegten Textdateien mit der alphabetischen und der nach Standorten geordneten Teilnehmerliste wurden jede Nacht automatisch aktualisiert.

Über die Jahre wurde auch mit allerlei weiteren Angeboten experimentiert: es gab einmal einen IRC-Channel mit einem Webinterface, es gab eine Zeitlang einen Newsserver mit eigenen internen Gruppen, die ebenfalls auch über die Webseite zugänglich waren - notwendige technische Verbesserungen fielen allerdings immer wieder dem Zeitmangel zum Opfer, und allmählich fehlte es auch an Bedarf dafür.

Das Ende

Alles hat seine Zeit. Und mehr als 22 Jahre sind für eine private One-Man-Show eigentlich keine schlechte Zeit.

In der Anfangszeit hatten die Mailingliste und dann später auch die Webseiten regen Zuspruch. 1998, im ersten vollen Jahr des Bestehens der Mailingliste, liefen bereits mehr als tausend E-Mails über den Verteiler. Zum Jahreswechsel 1998/1999 hatte die Mailingliste 114 Teilnehmer, ein Jahr später schon 280. Die Teilnehmerzahl an der Community stieg auf über 1.600 an, von denen 2005 noch fast 800, am Schluss aber nur noch gut 400 auch die Mailingliste abonniert hatten. 2004 gab es noch über 1.200 E-Mails jährlich, 2009 schon nur noch rund 240, und in den letzten Jahren weit weniger als eine pro Monat. Von 2016 bis 2019 kamen insgesamt zehn neue Teilnehmer hinzu; alleine 2009 waren es noch 39, und 2004 gar 125. Die Stagnation wurde deutlich erkennbar.

Zum einen entwickelte sich das Angebot nicht mehr weiter, zum anderen hat sich in den letzten 15 Jahren aber auch das Netz verändert. Mailverteiler als Kommunikationsmedium kennt kaum mehr jemand außerhalb technischer Zirkel, und kaum jemand kann damit noch umgehen, bspw. eine eigene Adresse dafür verwenden oder eingehende E-Mails automatisch aus dem Postfach in einen Unterordner verschieben. Das führte am Ende zu der skurrilen Situation, dass auf jedes Lebenszeichen der Mailingliste in Form einer auch nur ganz kleinen Diskussion bestenfalls reihenweise Abmeldungen erfolgten und ab und an auch Beschwerden kamen, man möge nicht mit diesen ganzen E-Mails das Postfach verstopfen.

Mit dem Ende der 2010er-Jahre kam daher auch das formelle Ende von JUHMAIL, eines über die Jahre schließlich obsolet gewordenen Dienstes. Glücklicherweise hat sich in den seit der Gründung verstrichenen mehr als 20 Jahren nicht nur das Kommunikationsverhalten, sondern auch das "offizielle" Kommunikationsangebot der Johannitery verändert und verbessert, so dass letztlich auch kein Bedarf mehr für eine Mailingliste vorhanden war.